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4. Mai, 2023
19:30
Florian Zeller erzählt seine Geschichte konsequent aus der Perspektive des Vaters, des ungläubig Betroffenen, als eine tragische Farce, in die sich der alte Mann immer mehr verheddert, 15 raffiniert verschachtelten Szenen – ein Vexierspiel von Wahn und Wirklichkeit, in dem André, mal Maulheld, mal frech und gewitzt, staunend und bangend auf all das ihm nun Befremdliche blickt, seien es die Veränderungen in der Wohnung oder die bei seinen Mitmenschen: seine Tochter Anne, ihr Lebenspartner Pierre, Laura, die hübsche neue Pflegerin, die Krankenschwester und der Pfleger, die ihm wie Spukgestalten in einem Strudel von Verdacht und Verrat erscheinen, bis er am Ende aufgibt und nach seiner Mutter ruft: "Mama, ich will weg von hier. Ich will, dass man mich hier wegholt. Ich will nach Hause."
Ein theatralisches Spiegelkabinett, überraschend, schräg, beängstigend, aber auch komisch und schrill: ein alter Mann auf der Spurensuche nach sich selbst, gerät in eine Welt, in der seine Biografie und Beziehungen nicht mehr gelten, weil diese Welt, in der sie entstanden sind, im Verlöschen ist.
Der Film mit dem englischen Titel „The Father“ unter der Regie von Florian Zeller erschien 2020, wurde 2021 für sechs Oscars nominiert und Zeller gewann als Co-Autor den Oscar für das beste adaptierte Drehbuch und Anthony Hopkins den Oscar als bester Hauptdarsteller.
Vater (Le Père)
Deutsch von Annette und Paul Bäcker
UA: 20.09.2012, Théâtre Hébertot, Paris
DSE: 28.03.2015, St. Pauli Theater, Hamburg
Regie: Oliver Blank
mit: Horst Krebs, Yvonne Rennert, Axel Schwenk, Theresa Fassbender, Oliver Blank, Alina Stemmerich
Dauer: 100 Min. plus Pause